Das Glaukom (grüner Star)
Unter dem medizinischen Begriff Glaukom werden verschiedene Augenerkrankungen zusammengefasst, die mit einer Schädigung des Sehnervs verbunden sind und somit unbehandelt langfristig zur Erblindung führen. Geläufig ist auch die Bezeichnung grüner Star – nicht zu verwechseln mit dem grauen Star, einer Augenerkrankung, bei der die Augenlinse zunehmend eintrübt, die aber vergleichsweise gut zu erkennen und zu behandeln ist. Der Behandlungserfolg beim Glaukom hängt jedoch maßgeblich von einer frühzeitigen Diagnose ab. Das Glaukom tritt in den Industrienationen Schätzungen zufolge bei ca. 2 von 100 Personen über 40 Jahren auf. Da die Erkrankung mit zunehmendem Alter häufiger auftritt, werden Glaukom-Früherkennungsuntersuchungen ab dem 40. Lebensjahr empfohlen.
Arten und Ursachen – Wie entsteht ein grüner Star?
Man unterscheidet mehrere Formen des grünen Stars. Beim sog. primären Glaukom (Offenwinkelglaukom, Weitwinkelglaukom) liegt ein zu hoher Augeninnendruck zugrunde. Dieser beträgt normalerweise um die 10 bis 21 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) und wird durch den Kreislauf des Wassers (Kammerwasser) in den vorderen Anteilen des Auges im Bereich zwischen Linse und Hornhaut bestimmt. Dieses Kammerwasser ist für die Nährstoffversorgung der Linse, der Hornhaut und der Regenbogenhaut (Iris) verantwortlich und wird im Ziliarkörper bzw. Strahlenkörper gebildet. Sind Produktion und Abfluss der Flüssigkeit im Gleichgewicht, ist der Augeninnendruck konstant. Ein gestörter Abfluss bei gleichbleibender Produktionsmenge sorgt hingegen für einen Anstieg des Augeninnendrucks, der dem empfindlichen Sehnerv schadet. Allerdings gibt es individuelle Unterschiede, denn nicht immer führt eine Erhöhung des Augeninnendrucks zu einem grünen Star. Bei manchen Betroffenen reicht schon der normale Augeninnendruck aus, um den Sehnerv zu beeinträchtigen. Grund dafür kann ein besonders empfindlicher bzw. anfälliger Sehnerv sein. Man spricht dann von einem Normaldruckglaukom. Auch ein erhöhter Augeninnendruck führt bei einer entsprechend höheren Toleranzgrenze nicht zwangsläufig zu einem Glaukom. In diesem Fall spricht man von einer okulären Hypertension.
Weitere Entstehungsfaktoren sind familiäre Häufungen. Diese angeborenen Formen sind relativ selten und werden als kongenitales Glaukom bezeichnet. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Lebensalter, denn das Risiko, einen grünen Star zu entwickeln, steigt ab dem 40. Lebensjahr mit zunehmendem Alter stetig an.
Ein sog. Sekundärglaukom tritt infolge von Entzündungen und Verletzungen der Augen auf. Eine starke Kurzsichtigkeit, ein zu hoher Blutdruck und medikamentöse Behandlungen, z. B. mit Kortisonpräparaten, erhöhen ebenfalls das Risiko, an dieser Art des Glaukoms zu erkranken. Einschränkungen der Durchblutung im Auge und eine damit einhergehende Minderversorgung können dem Sehnerv schaden. Häufig führt ein Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zu Schäden bzw. Veränderungen der Blutgefäße in der Netzhaut. Als Reaktion auf den darauffolgenden Sauerstoffmangel bilden sich neue Gefäße, die in die Iris und den Kammerwinkel einwachsen und so das sog. Neovaskularisationsglaukom begünstigen. Beim Pigmentglaukom hingegen ist die Überproduktion von Pigmentzellen, die sich im Kammerwinkel und vorderen Bereich der Regenbogenhaut ansammeln, der Auslöser.
Eine seltenere Form des Glaukoms ist das Engwinkelglaukom bzw. Winkelblockglaukom, besser bekannt als akutes Glaukom oder Glaukomanfall. Es tritt einseitig auf und stellt einen akuten medizinischen Notfall dar, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Durch eine akut auftretende Blockade des Abflusses des Augenwassers in den vorderen Anteilen des Auges steigt der Augeninnendruck in wenigen Minuten stark an und verursacht starke Schmerzen. Ein Risikofaktor für das Engwinkelglaukom ist eine Weitsichtigkeit bzw. ein zu kurzer Augapfel in Kombination mit einem engen Kammerwinkel. Das akute Glaukom kann später in seltenen Fällen chronisch werden. Des Weiteren kann ein grauer Star in fortgeschrittenem Stadium einen Glaukomanfall begünstigen, da die Linse vergrößert ist und den Kammerwinkel zusätzlich einengt. Auch bestimmte Medikamente können ein akutes Glaukom auslösen.
Symptome und Verlauf – Wie macht sich ein grüner Star bemerkbar?
Beim primären Offenwinkelglaukom nehmen die Betroffenen sehr lange keine Veränderungen ihres Sehvermögens wahr und verspüren keine Schmerzen. Manchmal kann es bei der Betrachtung von Lichtquellen zur Wahrnehmung von farblichen Ringen kommen. Charakteristisch sind aber vor allem die zunehmenden Gesichtsfeldausfälle. In deren Folge steigt die Sturzgefahr, da die Patienten z. B. Treppen oder Bordsteinkanten übersehen. Bei erhaltener Sehschärfe, aber zunehmenden Gesichtsfeldausfällen kann die Fahrtauglichkeit stark beeinträchtigt werden.
Unbehandelt führt ein Glaukom allmählich zur Erblindung. Der Verlauf ist langsam fortschreitend, sodass sich erste Symptome meist erst nach Jahren zeigen. Daher spielt die Vorsorge bzw. Früherkennung eine bedeutende Rolle.
Anders hingegen ist es beim akuten Glaukom, welches sich sehr rasch entwickelt und in kürzester Zeit Sehstörungen hervorruft und zur Erblindung führt. Die Symptome sind Rötungen des Auges, schmerzende Augen und Sehstörungen. Zudem fühlt sich das Auge hart an und die Pupille reagiert nicht mehr auf Lichtreize. Begleitend können Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.
Diagnose und Früherkennung – Wie wird ein grüner Star festgestellt?
Eine frühe Diagnose trägt bei allen Arten des Glaukoms zu einer erfolgversprechenderen Behandlung bei und verhindert größere Schädigungen des Sehnervs. Die von Augenärzten angebotene Früherkennungsuntersuchung (Glaukom-Screening) ist eine Leistung, die nicht von den Krankenkassen getragen wird, da es bislang keinen eindeutigen Beweis dafür gibt, dass das Screening die Erblindungsrate senkt. Es muss daher vom Patienten als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlt werden. Die Krankenkasse übernimmt jedoch die Kosten, wenn ein erhöhtes Risiko für ein Glaukom vorliegt oder bereits Beschwerden bestehen und daher engmaschige Kontrollen erforderlich sind.
- Um den grünen Star zu diagnostizieren, sind verschiedene augenärztliche Untersuchungen vonnöten:
- Untersuchung der Sehnervscheibe (Papille) am Augenhintergrund (Funduskopie)
- Gesichtsfelduntersuchung
- Augeninnendruckmessung (Tonometrie)
- bildgebende Verfahren zur Beurteilung einzelner Parameter der Sehnervschädigung
Teilweise kann es erforderlich sein, den Verlauf über mehrere Jahre zu kontrollieren, bis eine sichere Diagnose gestellt werden kann.
Das akute Glaukom wird anhand der charakteristischen Symptomatik recht schnell erkannt. Die Messung des Augeninnendrucks und eine Untersuchung des Kammerwinkels zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut sowie des vorderen Augenbereichs dienen der Bestätigung der Diagnose. Um das kongenitale Glaukom bei Kindern zu erkennen, muss meist eine Untersuchung in Narkose durchgeführt werden. Sekundäre Formen des Glaukoms werden anhand von Vorerkrankungen und der Augeninnendruckmessung festgestellt.
Wie wird der grüne Star behandelt?
Eine Heilung des Glaukoms ist leider nicht möglich. Bereits eingetretene Schädigungen des Sehnervs sind leider unumkehrbar. In der Regel besteht die Behandlung darin, mittels Augentropfen den erhöhten Augeninnendruck so zu senken, dass ein Fortschreiten der Erkrankung und weitere Schäden verhindert werden. Zudem kann eine Laserbehandlung helfen. Tritt keine Besserung ein, wird eine Operation erwogen. Hierbei sorgt der Arzt meist für einen künstlichen Abfluss des Kammerwassers.
Beim akuten Glaukomanfall sind sofortige Maßnahmen zu ergreifen, die eine medikamentöse Behandlung mit nachfolgender Operation vorsehen.
Ein schnelles Eingreifen führt hierbei zu guten Behandlungsergebnissen. Das kongenitale Glaukom wird in der Regel immer operiert. Der Früherkennung kommt in jedem Fall eine sehr wichtige Bedeutung zu, da alle Formen des Glaukoms unbehandelt zu einem Verlust des Augenlichts führen.
Wie wird ein grüner Star operiert?
Im Rahmen der operativen Therapie des grünen Stars sind je nach Ursache verschiedene Verfahren möglich. Dabei kommt es vor allem auf die Art des Glaukoms an, denn nicht jede Form ist operabel.
Sehr schonend ist die sog. Lasertrabekuloplastik. Sie bewirkt, dass das Kammerwasser ungehindert ablaufen kann und somit der Augeninnendruck nachlässt. Lasertrabekuloplastiken können mehrfach wiederholt werden.
Die Trabekulektomie ist ein chirurgischer Eingriff. Zielsetzung ist ebenfalls, den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern. Dabei wird ein streifenförmiger Teil der Lederhaut entfernt, um einen neuen Abflussweg zu schaffen. Dort kann dann das Kammerwasser ablaufen und über die Bindehaut wieder vom Körper absorbiert werden. Alternativ kann eine Trabekulektomie durchgeführt werden, bei der mit einem Laser mehrere Abflusslöcher geschaffen werden.
Bei der Zyklophotokoagulation wird der Ziliarkörper mittels eines Lasers verödet. Es bildet sich im Laufe mehrerer Wochen Narbengewebe, das dazu führt, dass die Produktion von Kammerwasser eingedämmt wird. Die Wirkung dieser OP-Methode setzt daher erst später ein.
Die mikroinvasive Glaukomchirurgie verbessert den Abfluss des Kammerwassers durch winzige Implantate (Stents). Damit wird eine Verbindung zwischen der vorderen Augenkammer und dem natürlichen Abflussweg des Kammerwassers hergestellt.
Bei einem akuten Glaukomanfall werden zunächst Augentropfen verabreicht, die die Pupille verengen und somit Abflusswege erweitern. Zusätzlich können weitere augendrucksenkende Medikamente eine schnelle Regulierung des Augendrucks unterstützen. Neben dieser Akutbehandlung ist die Iridektomie oder Iridotomie das Verfahren der Wahl, um den Augeninnendruck zu regulieren. Dabei wird mittels Laser ein kleines Fenster in der Iris erzeugt, durch welches das Kammerwasser zwischen der vorderen und hinteren Augenkammer abfließen kann.